Was denkst du über Romantik und Liebe? Ist Liebe immer überdeutlich in ihrer Ausprägung und von weitem für alle erkennbar? Muss Romantik nach außen getragen werden, den anderen Leuten präsentiert werden? Nein. Romantik zwischen zwei Partnern besteht meiner Meinung nach aus alltäglichen Kleinigkeiten. Keine große Liebeserklärung à la Hollywood. Romantik besteht auch nicht aus überschwenglichen Aussagen, wie man sie gern in kitschigen Frauenromanen findet. Romantik ist im Alltäglichen enthalten. Neben der Romantik gibt es noch vier weitere Garanten einer erfüllten Partnerschaft. In diesem Artikel stelle ich diese fünf Punkte für eine gelungene Partnerschaft vor.
Kann Glück aus einer Formel bestehen?
Verliebtheit verursacht Glücksgefühle. Das gefällt uns. Nach einer Zeit des Kennenlernens stellen wir fest: Auch die schönste Verliebtheit geht irgendwann einmal zu Ende. Dann beweist es sich, ob zwei Menschen ein Paar bleiben.
Den Alltag miteinander zu gestalten ist die Herausforderung, die mehr Raum einnimmt. Die Glitzerstunden in der gemeinsamen Zeit nehmen ab. Und ganz plötzlich klopft jemand an die Wohnungstür – ganz unbemerkt: die Routine.
Mit dem Paarforscher und Beziehungswissenschaftler John Gottmann haben wir einen tollen Beobachter dieser Situation. Er hat die fünf destruktiven kommunikativen Verhaltensmuster einer Partnerschaft beschrieben. Nach seinen Forschungen fördern sie die emotionale Vereinsamung in der Partnerschaft. Er nennt sie die „Apokalyptischen Reiter“:
Fünf destruktive Verhaltensmuster in der Paar-Kommunikation:
- Kritik
- Verteidigung
- Verachtung
- Rückzug
- Machtdemonstration.
Ganz klar: Je besser man sich kennt, desto mehr Schwächen des Partners erkennt man. Die eigenen wunden Punkte werden getroffen. Kritik wird geübt, weil man sich ja nun besser kennt. Wer Kritik erhält, sieht sich in der Position der Verteidigung. Respektloses Verhalten und Aussagen, damit erntet man Verachtung. Der Selbstschutz greift, wenn wir uns angegriffen fühlen. Entweder ziehen wir uns zurück oder wir demonstrieren unsere Macht, in dem wir kompromissloser werden. All dieses muss nicht auftauchen, sind aber typische Muster, die sich in der Kommunikation von Paaren einschleichen können. Wenn dieses Verhalten (ein Punkt oder mehrere) in der Partnerschaft beginnt, bedeutet das nicht gleich das Aus. Trotzdem wäre es gut, wenn beide Partner dann an ihrem Verhalten bewusster arbeiten. Das Resultat einer unaufhaltsamen Spirale könnte sonst als Trümmerhaufen ihrer einst glücklichen Zweisamkeit enden. Was kann man dagegen tun?
Was tun gegen die Isolation der „apokalyptischen Reiter“?
- Das Wichtigste zuerst: Ich zeige meine Zuneigung mit kleinen Dingen. Indem ich zuhöre, wenn der Partner zum hundertsten Mal über ein Problem am Arbeitsplatz klagt. Ich rolle auch dann nicht genervt mit den Augen. Aufmerksamkeit bewahren: Beim Pizzabestellen ungefragt eine extra Portion Salami ordern weil der andere das so mag. Gerade in einer Phase, in der ich über unsere Beziehungsprobleme reden möchte, wirkt so ein »Du bist mir wichtig« versöhnend. Das kann man auch mit Kleinigkeiten zeigen.
- Ich achte auf unser „Wir-Gefühl„. Das unterstütze ich und nutze es so ähnlich wie ein Bankkonto. Ich und mein Partner zahlen auf dieses Konto ein oder heben ab, je nach Situation. Das Guthaben erhöhe ich durch Aufmerksamkeit und ein liebevolles Agieren und Reagieren. Was interessiert uns? Ein neues Restaurant in der Stadt, die neue Couch fürs gemeinsame Wohnzimmer, Tratsch und Klatsch aus der Nachbarschaft, Lampenfieber wegen einer bevorstehenden Präsentation. Ich höre aktiv zu und stelle Nachfragen. Ich zeige mein Interesse an den Befindlichkeiten des Anderen. Das Wegwischen dieser Alltags-Wichtigkeiten stärkt die apokalyptischen Reiter.
- Ich akzeptiere das Anderssein / die Individualität des Partners. Ich bin nicht perfekt und du bist es auch nicht. Es gibt Partnerschaften, die einfach nicht zusammen passen. Hier nutzt keine künstliche Akzeptanz – eher eine authentische Trennung. Doch wenn du schon eine Zeitlang mit deinem Partner zusammen sein solltest, dann harmoniert es zwischen euch. Nimm dir mal fünf Minuten und zähle alle vermeintlichen Fehler deines Partners auf. Wie fühlt sich das an? Sind es nicht genau die Dinge, die deinen Partner für dich interessant und einzigartig machen? Unterscheidet ihn nicht genau das von anderen so genannten „pflegeleichteren“ Alternativpartnern? Waren es nicht auch ein paar putzige Dinge beim Partner, in du dich als erstes verliebt hast? Heute siehst du sie vielleicht eher als „Macken“ oder Schwächen. Dazu sagt der amerikanische Paartherapeut Daniel Wile:“In gewissem Sinne ist eine Beziehung der Versuch, mit den negativen Seiten einer Münze zurechtzukommen, deren positive Seiten man liebt und bewundert.“
- Begegne dem anderen im Alltag wohlwollend. Ich kann auch sagen: Ein bisschen Schönfärberei kann gut tun! Dieser Tipp passt gut zu Nummer drei. Ich setze selbstverständlich keine rosarote Brille auf und finde einfach alles toll. Ich kann auch meine Beobachtung in einen positiven Zusammenhang setzen. Ein Beispiel macht es deutlich: Der andere will über jedes kleine Detail diskutieren? Anfangs ist das toll, später nervt es mich. Aber das Positive daran: Es verhindert, dass sich Leichen in unserem Keller ansammeln. Ich kann mich darüber freuen so einen reflektierwütigen Menschen meinen Partner nennen zu dürfen.Eine wohltuende Liebe scheint nicht nur aus einem hormonvernebeltes Gefühl zu bestehen. Sie ist eher eine Kombination aus Erotik und Freundschaft. Ich freue mich in meinem Partner einen guten Freund zu haben. Dazu einen tollen Sexpartner und Verbündeten im Alltag. Nicht jede Macke meines Partners ist so gravierend wie ein Wirtschaftsverbrechen. Ich achte darauf, dass ich die Verhältnismäßigkeiten beachte und danach beurteile. Siehe auch die zerquetschte Zahnpastatube. Mit diesen unwichtigen Kleinigkeiten kann ich doch gut leben. Ich kann auch entspannt damit umgehen. Oder zwei Zahnpasta-Tuben ins Bad stellen.
- Der spannendste Garant für eine erfüllende Beziehug ist das Durchbrechen von eingefahrenen Mustern. Weißt du noch wie du dich gefühlt hast, als ihr beiden frisch verliebt wart? Dieses Gefühl lässt sich nicht zurückholen oder konservieren. Eventuell kann ich eine ‚Verliebtheit light’ in meine Partnerschaft zurückholen. Ich kann meine Kommunikation verändern. Ich kann auch mal früher aufstehen und eine „Auszeit“ in meinem Tagesablauf einfügen. Ich kann Dinge tun, die ich in der verliebten Phase gemacht habe, die nun nicht mehr stattfinden. Ein gemeinsames Frühstück im Bett, zum Beispiel. Oder räumt gemeinsam mal kreativ die Wohnung um. Und wenn ihr absolut keine Lust habt das letzte Fest des Jahres „in der Familie“ zu verbringen, dann packt die Koffer. Verbringt ein paar Tage am Strand oder in eurer Lieblingsstadt. Oder schalte die Handys aus, leg das Telefon stumm und lasst alle Verpflichtungen platzen. Kümmert euch um eure Partnerschaft und meldet euch von der Außenwelt ab.
Wichtig für die erfüllte Partnerschaft ist die Einstellung zueinander
Mit alltäglicher Romantik gehe ich emotionale Herausforderungen leichter an. Durch meine Aufmerksamkeit und das Wir-Gefühl stärke ich meine Partnerschaft und zahle auf unser gemeinsames Partnerschafts-Konto ein. Wenn ich dich als Mensch und Partner respektiere, schaffe ich für mich Raum für neue Perspektiven. Mit meinem Wohlwollen und dem Durchbrechen meiner Muster gebe ich unserem gemeinsamen Leben neue Frische und eine Leichtigkeit im gemeinsamen Leben.
Schafft kleine Veränderungen und nehmt euch Zeit füreinander. Der Sommer ist eine ideale Jahreszeit dafür. Durchbrecht eure alltäglichen Routinen. Genießt die kommende warme Zeit miteinander und erfreut euch an den Dingen in eurem Leben.
Euer Thomas