Das Jahr ist noch jung. Doch schon liegen die alltäglichen und wiederkehrenden Themen auf dem Tisch: Ehrlichkeit in der Beziehung. Das klingt zunächst banal, doch genau dieses Thema braucht unsere Aufmerksamkeit. Vielleicht passt das Thema Ehrlichkeit sogar zu euren Vorsätzen für den Alltag 2017?
Vor ein paar Tagen erst hatte ich ein tolles Gespräch, in dem es um die große Liebe und die Ehrlichkeit ging. Klaus, ein Bekannter aus Studienzeiten, rief mal wieder bei mir an. Wir sehen uns nicht mehr häufig, haben aber ein gegenseitiges Vertrauen in den ganzen Jahren aufgebaut. Seit gefühlt ewigen Zeiten telefonieren wir ungefähr zweimal im Jahr. Das ist ein Ritual bei uns geworden. Wir tauschen aktuelle Informationen aus und was uns emotional beschäftigt. Meistens erzählt er mir etwas aus seiner Ehe. Ich unterhalte mich gern mit ihm über Beziehungen, Partnerschaft und Ehe. Dabei erfährt er natürlich auch private Dinge über mich. Die Gespräche sind intensiv und wir schätzen diesen Austausch sehr. Worum es dieses Mal ging?
Ehrlichkeit in der Beziehung: Streit
Als ich ans Telefon ging und seine Stimme hörte, wusste ich sofort, dass Klaus sich gerade viele Gedanken macht. Er klang etwas niedergeschlagen, die Stimmung bei ihm war gedrückt. Die Situation schien verzwickt zu sein. Er und seine Frau streiten momentan viel. Es geht nicht um das große Ganze, sondern eher um Kleinigkeiten – stellte ich fest, als ich ihm zuhörte und Details erfahren hatte. Doch für ihn belastet das die gesamte Partnerschaft.
Im Laufe des Gesprächs stellte Klaus stellte mir eine Frage: „Wenn es so etwas wie die wahre Liebe gibt, habe ich dann Dinge zu akzeptieren, die mir in meiner Ehe nicht in den Kram passen?“
Ich überlegte einen kurzen Moment und meinte dann: „Die Idee, dass Paare jedes Problem miteinander besprechen und überwinden müssen, ist meiner Ansicht nach ein Ammenmärchen – schlichtweg blödsinnig. Ich denke es wird immer Dinge beim anderen geben, die mich stören. Oder bei denen ich denke, dass sie anders sein sollten. Und ich sollte diese Sachen akzeptieren und nicht versuchen, meinen Partner unnötig zu verbiegen.“
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Ich versuchte so Klaus seine Situation näherzubringen: „Du hast dich doch in diesen Menschen verliebt. Und nicht in eine perfekte Person, sondern genau in diesen Menschen mit seinen Stärken – und natürlich auch Schwächen. Wenn es um die Schwächen dieser Person, die du liebst, in einem Streit geht, dann denke darüber nach: Manche Streits sind meiner Meinung einfach nicht wichtig genug, um sie zu führen. Leben und leben lassen ist in Beziehungen einer der wichtigsten Punkte“.
Worte wie Toleranz, Diplomatie, Rücksichtnahme, Vergeben und Mitfühlen wechselten sich im Gespräch weiter ab. Meine Einstellung und Meinung zu dem Thema stimmte Klaus positiv nachdenklich und regte ihn an, weiter darüber zu sprechen. Er fragte mich, ob es denn nicht besser wäre, immer brutal ehrlich zu sein? Auch wenn die Gefahr bestünde, die Gefühle des anderen zu verletzen.
Ehrlich währt am längsten
Klar, das kann ich machen. Ich kann immer offen und geradeaus meine ehrliche Meinung sagen. Nur zu welchem Preis? Es gibt nämlich viele Situationen, in denen es einfacher wäre, nicht die Wahrheit zu sagen.
Der Effekt meines Verhaltens, dass ich gar nicht mehr die Wahrheit ans Licht lasse, klingt zunächst positiv: Gute Stimmung. Harmonie. Beide Partner fühlen sich wohl.
Beispiele, die wohl jeder kennt, auf die Frage: „Wie sehe ich aus?“ Diese Unwahrheiten und Antworten könnten dann so klingen: „Das steht dir total gut! Es betont echt gut deine Figur.“ oder „Nein, du siehst darin voll schlank aus.“ Fühlt sich erst mal gut an. Klingt auch so, oder?
Dann wundere dich aber bitte nicht, wenn dein/e Partner/in beim nächsten Ausgehen genau in diesem Outfit aufschlägt. Was machst du dann? Ignorierst du das furchtbare Outfit, obwohl es dir die Brille beschlägt? In diesem Fall ist es wohl besser, die Wahrheit zu sagen. Denn du lebst mit den Konsequenzen aus deinen Unwahrheiten und Notlügen. Meine Empfehlung: Wenn du nach deiner Meinung gefragt wirst, …sag es! „Liebster Schatz, du siehst immer toll aus, aber … wenn du dich so bei Germanys next Topmodel vorstellen würdest, hätte Heidi heute kein Foto für dich.“
Oder falls es um den nächsten verhassten Shopping-Trip geht, bei dem du mit sollst, antworte lieber ehrlich: „Ich finde nichts schlimmer als in Sonderangeboten am Samstag, wenn die Stadt voll ist, stundenlang zu kramen“. Das sorgt nicht sofort für eine Heile-Welt-Stimmung. Aber …
Es sorgt aber für Klarheit. Und eins ist wichtig in Beziehungen: Klarheit und Ehrlichkeit. Denn damit gewinne ich vor allem eine Wohlfühlstimmung auf Dauer. Du runzelst die Stirn? Ok, das ist jetzt nicht gerade die feine englische Art der Kommunikation. Doch besser als mich ständig und immer wieder aufs Neue zu verbiegen und jedes Mal missmutig nebenher zu laufen. In der Stadt beim Shopping oder auch in der Beziehung. Für mich steht fest, dass in der Partnerschaft keine Unehrlichkeit stattfinden darf.
Wenn diese Basis stimmt, klappt es auch mit der ganzen Be-Happy-Sache in der Beziehung. Darum ist es besonders in der Kennenlernphase so wichtig, auch ehrlich zu antworten. Denn wenn man erst nach zwei bis drei Jahren anfängt, ehrlich zu sein, dann wird der Partner einem vorwerfen, dass man sich ja geändert habe. „Früher hast du Spaß daran gehabt, heute keine Lust mehr dazu.“ Und das wäre fatal. Weil der Partner ja nicht ahnen konnte, dass die Antworten, Meinungen und Äußerungen gar nicht ehrlich gemeint waren. Sondern nur gesagt wurden, um zu gefallen.
Wenn du ehrlich bist, dann kommt die harmonische Stimmung bei einem romantischen Sonnenuntergang von ganz allein. Das passiert dann fast alles automatisch. Aber nur wenn die Grundlage passt und folgende Dinge für euch in der Partnerschaft wichtig sind: Ehrlichkeit, Vertrauen und übereinstimmende Wertvorstellungen.
Ein kleiner Tipp, um die Ehrlichkeit durchzuhalten
Wenn du in deiner Beziehung bist und gerade mal allein sein möchtest, also einen Blues hast, dann sage auch das deutlich. Ohne, dass der andere sich zurück gesetzt fühlt oder denken müsste, er/sie hätte etwas falsch gemacht. Das sollte von beiden Seiten ohne große Dramen möglich sein. Jeder braucht auch mal Zeit für sich selber.
Du solltest auch auf keinen Fall ständig Angst davor haben, die Gefühle des anderen zu verletzen. Selbst wenn der Partner findet, dass du egoistisch oder gar kalt und unsensibel wirkst. Auch so eine Stimmung kann klar kommuniziert werden.
Sicher, ich stimme dir zu: Das klingt alles erst mal nicht besonders toll und einleuchtend. Doch das ist auch nicht nötig. Wichtiger ist, deinen Bedürfnissen nachzukommen und das Thema miteinander zu besprechen. Mit kleinen oder größeren Lügen klappt das jedenfalls nicht so gut. Sei lieber wie du bist, sei authentisch. Denn dann könnt ihr euch mit euren kleinen Macken oder Schwächen gegenseitig ehrlich lieben.