Wollen wir nicht alle mit dem Partner unserer Träume glücklich werden? Also ich möchte das sehr gern. Wie sieht es mit dir aus? Hand aufs Herz: was glaubst du, braucht deine Beziehung, damit sie langfristig hält? Es gibt so viele Tipps und Ratgeber. Denkst du auch manchmal: „Ich blick da nicht mehr durch!“ Der eine Ratgeber sagt: Tu dies und alles wird gut. Der nächste Ratgeber meint: Tue das und du wirst den Himmel auf Erden haben.
Bist du diese Schwarz-/Weiß-Lösungen nicht auch leid? Meine Gedanken dazu: So einfach ist das nicht in der Partnerschaft. Es gibt kein Kochrezept für eine erfüllte Beziehung. Diese Aussage ist auch sehr beliebt: Kauf ein bestimmtes Buch und alle deine Probleme lösen sich in Luft auf. Hmmm, das ist doch alles Humbug, oder?
Wie sieht die Wirklichkeit aus? Ich habe mich in meinem Freundeskreis umgehört, von denen sich die jeweilig Befragten in langfristigen Beziehungen befinden. Die Fragen an meine Freunde lauten: Was macht deine Partnerschaft dauerhaft stabil? Wie fördert deine Beziehung dich? Die Antworten waren sehr interessant, wie auch die Menschen und Beziehungen interessant sind. Lies weiter und mehr über zwei unterschiedliche Antworten von Markus und Susanne.
Bleibe fair und wertschätzend im Streit
Für meinen Freund Markus sind nicht nur die Glitzerstunden entscheidend, sondern die Situation, in der es kriselt. Es geht ihm hier um den Streit oder Meinungsverschiedenheiten in der Partnerschaft. Markus meint, dass er es sehr schätzt, wenn seine Freundin ihn weiterhin respektiert, auch wenn sie beide unterschiedlicher Meinung sind. Er findet es gut, wenn sie beide im Streit wertschätzend bleiben. Sie sprechen keine Beleidigungen aus oder machen den anderen nieder.
Wenn sie sich streiten, bleiben sie beide beim Thema. Der Streit wird von Markus ganz bewusst nicht zum Anlass genommen „olle Kamellen“, also alte Rechnungen, aus vergangenen Streits aufzuwärmen oder zu begleichen. Denn so etwas erschwert erst recht die Beziehung und ist nicht förderlich für das Zusammenleben. Und es führt auch nicht schneller zur Streitbeilegung.
Markus versucht auch zwischen dem (Streit-) Thema und der Persönlichkeit seiner Freundin zu differenzieren. Denn schließlich ist seine Freundin nicht von Grund auf blöd, weil sie eine andere Meinung hat. Weil ihr etwas anderes wichtiger ist oder auch nicht wichtig ist. Der Streit ändert seine Denkweise und seine Gefühle gegenüber seiner Freundin nicht. Er trennt da sehr deutlich.
Weißt du, was Markus meint? Ich weiß genau, was er meint. Denn im Streit ist es einfach, den anderen als „blöd“ darzustellen. Das ist an sich sehr menschlich und wir brauchen das sogar, um den inneren Druck dieser Auseinandersetzung auszuhalten.
Die beiden erreichen eine neue Ebene der Beziehung, wenn sie sich respektvoll miteinander auseinandersetzen. Das erfordert etwas Übung, funktioniert meistens nicht auf Anhieb. Doch wenn beide sich trauen, eine strittige Situation auf diese Art und Weise miteinander zu klären, dann profitieren sie letztlich sogar von einer Meinungsverschiedenheit. Weil keiner sich dem anderen oder seiner Meinung unterordnet. Das stärkt die Beziehung und beide müssen keinem Streit aus dem Wege gehen, wenn die Situation nicht eskaliert, sondern (relativ) entspannt diskutiert werden kann. Die innere Balance wird nicht durcheinander gebracht, sondern bleibt erhalten.
Für Markus ist also respektvolles Streiten und die gegenseitige Achtung voreinander ein wichtiger Punkt. Es gibt ein weiteres Beispiel für die Kommunikation zwischen Partnern in einer Beziehung.
Rede offen und ehrlich
Susanne ist eine Frau, die an die große Liebe glaubt und eher romantisch veranlagt. Daher fühlt sie oft eine große Herausforderung bei Auseinandersetzungen. Daran sind auch schon frühere Beziehungen gescheitert. Zu Beginn ihrer aktuellen Partnerschaft traute sie sich wieder nicht, die schwierigen Themen anzusprechen. Das können Dinge oder Angewohnheiten des Partners sein, die sie stören. Susanne versucht in diesem Moment die Differenzen zu übersehen, um ihr romantisches Bild einer glücklichen Beziehung nicht zu zerstören.
Das Gespräch mit Susanne war interessant, sie erzählte aus dem Nähkästchen: „Weißt du, Thomas, das Drüberhinwegsehen (über störende Dinge) klappte für mich nicht lange. Schon etwa nach sechs Monaten konnte ich diesen inneren Druck nicht mehr aushalten. Ich hielt mich also nicht mehr zurück, und fing an Tim zu kritisieren. Das fing zuerst im Kopf an, dass ich Dinge für mich ausformulierte – und dann langsam auch im Gespräch mit Tim.“
Das fand ich mutig von ihr. Denn Susanne traute sich in vergangenen Beziehungen nicht offen zu sagen, was sie an ihrem Partner stört. Sie glaubte, wenn sie jemanden liebe, dürfe sie das nicht.
Das stimmt meiner Meinung nach so nicht. Ich darf schon sagen, was mich stört. Das heißt nicht, dass ich damit die Partnerschaft grundsätzlich in Frage stelle. Dieses sich Öffnen und Reden macht ja gerade die Weiterentwicklung in der Beziehung aus. Man wächst weiter zusammen , wenn man sich offen und ehrlich darüber austauschen kann, was man fühlt oder denkt. Es bedeutet Vertrauen, wenn man dem Partner zeigt, wie es in einem aussieht.
Erst wenn man weiß, was der Partner denkt, hat man die Chance sich zu verändern – wenn man dieses auch wünscht. Dann können beide besser Frieden mit der Situation schließen. Das klingt jetzt recht simpel und leicht. In der Realität ist es das nicht. Denn da hat Susanne noch einiges für sich zu lernen und anders zu machen. Doch sie ist zuversichtlich.
„Thomas, stell dir vor: Als ich das erste Mal mit Tim über etwas sprach, das mir peinlich war, reagierte er ganz verständnisvoll. Er meinte zu mir, dass in seiner Familie immer über diese Themen gesprochen wird und er überhaupt kein Problem damit habe. Er möchte da gern Rücksicht auf mich nehmen und sich auf mich einstellen. Ich war echt erleichtert. Nun traue ich mich auch schneller was zu sagen, weil ich weiß, dass er meine Offenheit und Ehrlichkeit schätzt. Das zeigt er mir dann zusätzlich mit einer liebevollen Geste und schaut mich dabei ganz verliebt an.“
Für Susanne ist wichtig, dass sie weiß, dass sie genau so geliebt wird, wenn sie anderer Meinung ist. Das erfordert ein vertrauensvolles Kennenlernen und es kann auch immer wieder Rückschläge geben. Wichtig ist, dass ein sehr offener Mensch und ein verschlossener Mensch in dieser Beziehung ihre Balance finden. Die Wahrheit liegt also hier – wortwörtlich – in der Mitte, man geht aufeinander zu.
Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Zwei wesentlichen Punkte, die in Partnerschaften für Stabilität sorgen sind also Wertschätzung und Offenheit. Hast du bemerkt, wie unterschiedlich Menschen und ihre Beziehungen sind? Daher gibt es kein Kochrezept! Du hast einen Einblick bekommen, wie Markus und Susanne ihre Beziehungen täglich leben und fördern. Ganz klar: Das klappt mal gut und mal weniger gut. Wichtig ist, dass sie es machen, darüber sprechen, Verständnis füreinander haben und aufeinander eingehen.
Es gibt bestimmt noch andere Faktoren, die dazu beitragen. Kennst du noch andere Aspekte? Welche hast du für dich erfahren? Wie stärkst du deine Partnerschaft und gibst deinem Partner den Raum zu wachsen? Das interessiert mich. Schreib mir einen Kommentar oder eine E-Mail, wenn du es persönlich halten möchtest.