Das Kennenlernen zwischen zwei Menschen kann zu einer Beziehung führen. Wenn die Chemie stimmt und beide zusammen passen – warum nicht? Ich habe ja schon in der einen oder anderen Weise über das Kennenlernen und Beziehungen hier geschrieben. Doch worauf sollte man achten und welche Punkte sind wichtig?
Mit Frank, einem Freund von mir, habe ich ein interessantes Gespräch gehabt: Er lernte vor einigen Monaten eine sehr interessante Frau kennen, mit der er aktuell eine feste Beziehung führt. Er ist an sich von der großen Liebe überzeugt und hofft, dass die Beziehung für immer halten wird. Dieser Gedanke und Wunsch beschäftigt ihn sehr, so fragt er mich: „Woran merke ich, dass eine Beziehung wirklich richtig lange halten wird?“
Seine Frage ist nicht gerade unbegründet, denn in den letzten Tagen kommen ihm doch einige Zweifel. Er erinnert sich: Alles begann so toll und er hatte in den ersten Monaten „Schmetterlinge im Bauch“. In der Zwischenzeit erlebte er drei Situationen mit Streitigkeiten. Nun sorgt er sich verständlicherweise um seine Beziehung. Worüber Frank und ich uns ausgetauscht haben, kannst du gleich lesen. Ich gab ihm nämlich einige Hinweise, worauf Frank in der ersten Zeit des Kennenlernens besonders achten soll und welche Schlüsse er daraus ziehen kann.
Was dich als erstes stört beim Kennenlernen ist das Wichtigste
Der erste Merksatz für Frank: Die Themen, die dich in der Kennenlernphase stören, werden bleiben. Du siehst die Welt zunächst rosarot und bist anfangs vielleicht großzügiger. Schnell kommt der Gedanke und die Selbstberuhigung, dass sich einiges mit der Zeit schon ändern oder einspielen wird.
Frank meint, dass er sich neuerdings mit Frauke des Öfteren streiten würde. Obwohl sie erst verhältnismäßig kurz zusammen sind. Das beunruhigt ihn, denn er möchte doch eine langfristige und glückliche Beziehung aufbauen.
Viele Paare glauben, dass sich durch die gemeinsam verbrachte Zeit viele Themen erledigen werden. Doch weit gefehlt, dass sich Probleme in Luft auflösen. Doch die strittigen Themen werden immer wieder auftauchen – wie Frank für sich nun erfahren durfte.
Zuerst die gute Nachricht für Frank, denn es ist ein positives Zeichen, dass ihm das alles auffällt. Eine Beziehung besteht aus beiden Personen, also zwei individuellen Persönlichkeiten. Die Partnerschaft zwischen ihnen basiert auf dem Bild, wie beide sich selbst und den anderen sehen. Dazu kommen Aspekte wie das jeweilige persönliche Setzen von Prioritäten und unterschiedliche Meinungen. Wer jetzt denkt, durch das Siegel der Ehe wird nach der Heirat ein Wunder geschehen und alle Themen sind erledigt, liegt da leider falsch. Die festere Bindung an den Partner löst keine Differenzen. Die persönlichen Themen werden die Beziehung weiterhin begleiten.
Die Liebe ist wie eine Droge und ihre Wirkung lässt nach
In der Phase der ersten großen Verliebtheit ist Frank vielen (Glücks-) Hormonen ausgesetzt. Die Verliebtheit kann seine Wahrnehmung ein wenig vernebeln. Liebe ist eine starke Emotion, darum erleichtert sie durch ihre Intensität das Ignorieren der Schwächen beim anderen. Frank ist quasi „blind auf diesem Auge“. Das ist ganz normal und gehört in der ersten Verliebtheit dazu.
In den Auseinandersetzungen während der ersten Verliebtheit verhält sich Frank somit viel nachsichtiger. Er verzeiht seiner Frauke fast alles und viel schneller. Das ist auch gut so, so kann die Beziehung langsam aufgebaut und gestärkt werden. Aus beiden einzelnen Personen wird langsam ein Paar. Jedes Paar hat seine Besonderheiten und ist einmalig. So individuell wie Frank und Frauke als Menschen sind. Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse sind – auf ein Paar bezogen – so unterschiedlich wie einmalig in der Konstellation.
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Die „Droge Verliebtheit“ hält nicht für immer. Nach einiger Zeit verschwindet langsam das rosarote Gefühl. Der Alltag und die Normalität kehrt ein, der regelmäßige Trott entwickelt sich. Frank stellt in dieser Phase fest, dass sein Verliebtheitsgefühl nicht mehr so intensiv ist wie zu Beginn. Genau das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Beziehungsaufbau. Wenn nun die Chemie zwischen Frank und Frauke weiterhin bestehen bleibt, ist das die Basis für eine langfristige Partnerschaft. Der Aufbau des langfristigen Miteinanders heißt, dass man sich aufeinander verlassen kann. Man zeigt Respekt für den anderen mit seinen Schwächen und Stärken. Das ist die Grundlage für eine langfristige Partnerschaft.
Mitfühlen und Respekt bringen dich weiter als Kritik und Kontrolle
Kein Mensch ist perfekt. Gerade die Unperfektheit macht Frauke zu der einmaligen Person, die sie ist, die er zu Beginn lieben gelernt hat. Sollte Frank sich nach der Phase der Verliebtheit auf die Fehler und Schwächen bei Frauke fokussieren, wird er es schwer haben.
Doch Frank kann Fraukes Schwächen nicht ignorieren. Dennoch traut er sich auch nicht direkt Frauke darauf anzusprechen. Also was kann Frank tun?
Meine Antwort an Frank: Wer ohne Fehler ist, der werfe den „ersten Stein“. Wir sollten keine Menschen wegen ihrer Schwäche verurteilen. Wir alle haben Fehler und kleine Macken. Frank kann sich mitfühlender zeigen und die vorhandenen und zukünftig auftauchenden Schwächen akzeptieren.
Ihm muss klar sein: Frauke wird sich nur ändern, wenn sie das als notwendig erachtet. Sie wird sich nicht ändern, weil Frank ihr etwas vorschreibt oder schimpft. Das wäre keine Liebe, sondern Manipulation. Frank kann eine Veränderung bei Frauke erreichen, indem er liebevoll und mit Respekt auf diese Schwächen hinweist. Er kann Frauke darum bitten, etwas zu ändern. Er kann es jedoch nicht verlangen!
Frank sollte nicht die Fehler von Frauke in Gedanken auf eine große Liste schreiben und diese immer länger werden lassen. Denn mit dieser Haltung (nachtragend zu sein) ist sein Wunsch nach einer langfristigen Beziehung oder sogar Heirat keine gute Idee. Frank wird seine Beziehung mit Frauke nicht aufrecht erhalten können, wenn er sich zusehends mehr und mehr mit ihren Fehlern beschäftigt. Wenn die Schwächen von Frauke zu sehr in den Vordergrund drängen, werden sie zu wichtig und die guten Seiten und Stärken von Frauke verblassen.
Verständlich und nachvollziehbar sind manche kleinen Schwächen leichter anzunehmen, andere größere sind schon beinahe ein Ärgernis für Frank. Doch eine Veränderung, die von Frauke gewollt ist, braucht Zeit – die er Frauke geben sollte. Für Frank wäre es besser, die Fehler von Frauke loszulassen. Er sollte daran denken, Frauke so zu lieben, wie sie ist und sie wertzuschätzen, für das was sie ist. Beide Partner sollte verinnerlichen, dass jeder Mensch eine einmalige Persönlichkeit ist.
Miteinander reden hilft
An einer festen Beziehung zu arbeiten, ist für viele Menschen etwas Wunderbares. Nicht für jeden in der gleichen Weise. Die darauf folgende Heirat ist nichts für „schwache Nerven“ – so meine Meinung. Auf dem Weg dahin braucht Frank eine Menge persönlicher Stärke. Er muss den festen Willen haben, zuzuhören um die Schwächen und Fehler von Frauke zu verstehen.
Umgekehrt sieht das ähnlich aus, denn auch Frauke wird ihre Themen mit Franks Schwächen haben. Auch sie wird ihn bitten, das eine oder andere zu verändern. Beide sollten sich freiwillig „verpflichten“ alles Mögliche zu tun, um der Beziehung eine Chance zu geben. Das Paar sollte sich weiter kennenlernen, um Verständnis füreinander zu entwickeln und zu wissen, warum der andere so reagiert.
Offene Gespräche bieten die Möglichkeit sich gegenseitig besser und tiefer kennenzulernen. Beide können sich mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Hoffnungen zeigen. Frank kann Frauke nahebringen, wie er das Leben sieht, damit Frauke ihn so akzeptieren kann, wie er ist – und umgekehrt. Dadurch erhöhen beide erheblich die Möglichkeit für eine lange und erfüllende Beziehung. Das Wichtigste ist also miteinander zu reden, den anderen in seiner Andersartigkeit zu erleben und seine Erfahrungen miteinander auszutauschen.