Der Wunsch nach erfüllenden sozialen Beziehungen oder besseren sozialen Kontakten im Beruf, solche Wünsche kommen mir oft zu Ohren. Da gibt es einige Beispiele: Da beschwert sich die Führungskraft, dass die Mitarbeiter nicht das umsetzen, was besprochen wurde. Oder die Mitarbeiterin möchte respektvoller behandelt werden. Es passiert ebenso oft, dass der Kollege das dritte Mal mit derselben Rückfrage kommt. Warum nur?
Was kann ich tun, um diese Situationen nicht aufkommen zu lassen oder besser damit umzugehen? Welche Möglichkeiten habe ich, um die Situationen mit meinem Verhalten oder meiner Haltung zur Person zu verbessern? Das Wie und Warum zeige ich dir in diesem Artikel.
Das Miteinander im Büro fängt bei der Einstellung an
Damit meine ich nicht (nur) die jeweilige eigene Einstellung, sondern auch das Einstellungsverfahren. Letzte Woche begleitete ich ein Bewerbungsverfahren für einen Kunden. Es wurde eine neue Abteilungsleitung gesucht. In der Vorbereitungsphase wurde ich vom Arbeitgeber, also meinem Kunden gefragt, ob ich eine Einschätzung der Bewerber vornehmen könnte. Besonders wichtig ist dem Arbeitgeber dabei die soziale Kompetenz der Bewerber.
Der Arbeitgeber wollte also eine Einschätzung, wie die potentiellen neuen Abteilungsleiter/innen ihre sozialen Beziehungen aufbauen, pflegen und stärken. Dabei waren verschiedene Beziehungsebenen wichtig: Wie ist die Beziehung zu den zukünftigen Mitarbeitern, wie zu den Kollegen und den Vorgesetzten bis hin zu Neukunden? Das fand ich bemerkenswert, denn normalerweise werden Bewerber vorwiegend auf Ihre fachlichen Fähigkeiten hin bewertet.
Das Motto in den meisten Einstellungsverfahren in Unternehmen lautet sehr oft: Es erfolgt eine Einstellung aufgrund der fachlichen Fähigkeiten. Meistens ergeht dann folgend, nach einiger Zeit der Zusammenarbeit, eine Kündigung aufgrund der Persönlichkeit. Mein Credo dagegen ist: Eine Einstellung erfolgt aufgrund der Persönlichkeit – die fachlichen Fähigkeiten können entwickelt werden.
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Wie wichtig sind soziale Beziehungen im Beruf?
Der Einzelne braucht die Verbindung mit anderen Individuen. Der Mensch ist ein Rudeltier, kein Einzelgänger. Im Büro sind wir voneinander abhängig. In den meisten Fällen hat man keinen Erfolg ohne die Unterstützung der anderen. Mein Handeln bestimmt auch deine Realität – und umgekehrt, das bedeutet, dass wir beide in Interaktion sind. Soweit, so gut – oder doch nicht gut? Bin ich wirklich unkollegial, wenn ich nicht so denke? Was passiert, wenn ich als Kind meine sozialen Beziehungen nicht erlerne?
Eine wissenschaftliche Herangehensweise und Definition gehört bei meiner Analyse immer dazu. Bei Wikipedia habe ich nachgelesen, was man unter einer sozialen Beziehung versteht: Als Soziale Beziehung (auch Zwischenmenschliche Beziehung) bezeichnet die Soziologie eine Beziehung von zwei Personen oder Gruppen. Sie beziehen ihr Denken, Handeln oder Fühlen aufeinander. Soziale Beziehungen sind eine fundamentale Voraussetzung für das erfolgreiche Leben des Menschen im gesellschaftlichen Bereich. Erlernt er in seinen allerersten Jahren nicht, sie einzugehen (siehe Urvertrauen), so ist der Mensch zeitlebens geschädigt.
Damit werden meine Gedanken zu sozialen Beziehungen und dem Miteinander im Büro untermauert. Doch wie man das Miteinander optimiert oder verbessert, steht nicht in der Definition.
Wie kannst Du gute soziale Beziehungen im Büro leben?
Hast du dich das auch schon mal gefragt? Ich habe ein paar Tipps für dich: Durch freundliche Gesten und kleine Nettigkeiten kannst du deine Mitarbeiter oder die Kollegen immer in ihrem Selbstvertrauen unterstützen. Im beruflichen Miteinander ist der soziale Aspekt das Schmiermittel wie im Getriebe das Öl. Achte bitte unbedingt auf Natürlichkeit dabei. Wenn deine Höflichkeit und Freundlichkeit aufgesetzt herüber kommt, wäre das kontraproduktiv. Du kannst Schritt für Schritt vorgehen, wenn du bisher total zurückgezogen gearbeitet hast. Wenn du sowieso ein offener Typ bist, dann sind dir diese Tipps schon in Fleisch und Blut übergegangen:
- Bedanke dich für die Unterstützung und Hilfe. Ein einfaches Danke mit Augenkontakt genügt völlig.
- Verteile Lob, das ist absolut kostenlos, aber sehr viel wert. Wenn etwas gut gelungen ist, sprich deine echte Anerkennung aus.
- Scheue dich nicht davor, um etwas zu bitten. Das kann Hilfe bei der Lösung eines Problems sein. Aber auch wenn dir kalt ist, weil es vom offenen Fenster zieht, kannst du freundlich darum bitten, dass das Fenster geschlossen wird.
- Kapsel dich nicht ab. Wenn das Thema im Büro-Smalltalk in der Kaffeeküche etwas persönlicher wird, kannst du ruhig ein bisschen vom schönen Wochenende erzählen. Das ist persönlich und gut. Verliere dich dabei nicht in privaten Details, das wäre vielleicht zu viel des Guten. Du kannst die Menschen um dich herum daran teilhaben lassen, was dir besonders gefallen hat, dabei geht es jedoch nicht darum „anzugeben“.
- Sei interessiert an deinem Büro-Gegenüber. Es sollte erst mal nicht um dich, sondern um den anderen gehen. Je länger dein Gegenüber über sich selber mit dir sprechen kann, desto mehr/länger Aufmerksamkeit bekommst du zurück, wenn es um dich geht. Erst dem anderen Zuhören, dann kommt das eigene „Senden“ in einem gemeinsamen Gespräch.
Es funktioniert nicht beim Miteinander im Büro?
Hast du nur dich und deine Karriere im Blick? Das merken die anderen, wenn du bist egoistisch (egozentrisch) im Büro unterwegs bist. Wahrscheinlich wird dir kaum jemand freiwillig Unterstützung anbieten, wenn du mal Hilfe brauchst.
Wenn du arrogant wirkst und kein Feingefühl zeigst, wird dich deine Umgebung im Büro als unkollegial oder nicht teamfähig einstufen. Du kannst nur das erwarten, was du selbst bereit bist zu geben. Ansonsten klingt das nicht nach einem positivem Büroalltag. Wenn die soziale Kompetenz fehlt, ist dies auch oft der Grund für eine Entlassung. Wer in einem echten Team arbeiten möchte, muss sich sozial verbinden.
Wenn du dich nur auf deine eigenen Bedürfnisse konzentrierst, bist du kein guter Kollege und auch keine gute Führungskraft. Für das Unternehmen heißt das, es muss einen Verlust von vielen positiven und erforderlichen Ressourcen beklagen – es stimmt dann menschlich, fachlich, innovativ, synergetisch, schnittstellenbedingt und bei vielen anderen Dingen nicht mehr richtig.
Wie trage ich im Büro zu besseren sozialen Beziehungen bei?
Ich möchte, dass andere Menschen sich mit mir wohlfühlen. Ich bin nicht der Nabel der Welt. Die anderen werden sich mit mir nur gut fühlen, wenn ich ihnen das Gefühl gebe, willkommen zu sein. Hast du schon mal daran gedacht, jemandem ein Lob einfach mal so auszusprechen? Ohne Hintergedanken? So einfach aus dem Nichts heraus? Kannst du dir das überraschte Gesicht vorstellen? Was machen deine Mitarbeiter am Wochenende? Welchen Hobbys gehen sie nach? Kannst du dir vorstellen mit ihnen darüber zu reden?
Die gute Führungskraft geht wohlwollend mit Mitarbeitern und Kollegen um. Sie nimmt die Mitarbeiter mit ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst. Die Führungskraft ist authentisch und ehrlich – ein Vorbild. Ich sage das, was ich meine. Keine Lügen oder Ausreden. Das kann manchmal auch anstrengend sein. Oder auch unpopulär.
Ich zeige meinem Gegenüber, dass ich von ihm überzeugt bin. Ich wertschätze seine Fähigkeiten und gehe offen mit seinen „Fehlern“ um. Ich glaube nicht an Fehler – eher an Erfahrungen, darum die Anführungsstriche. Als Vorgesetzter überlege ich, was ich dazu beitragen kann, dass der „Fehler“ nicht wiederholt wird.
Ich reagiere auch oft mit Humor und Spaß, wenn „Fehler“ oder falsche Reaktionen auftauchen. Das soll nicht heißen, dass ich mein Gegenüber auslache. Ich gebe dem anderen meine Unterstützung, indem ich ihn bestärke, seinen Weg zu gehen. Ich erlaube ihm, aus den sogenannten Fehlern zu lernen. Denn „Fehler“ sind meiner Meinung nach Erfahrungen, die aufzeigen, dass etwas nicht funktioniert oder unpassend ist.
Vergessen wir dabei nicht die Realität: Es gibt auch Menschen im Büro, auf deren Anwesenheit ich bewusst gern verzichte. Meistens wollen diese Menschen auch kein soziales Miteinander pflegen. Mit Menschen, die nicht auf „meiner Wellenlänge“ sind, habe ich daher ein Gefühl der Nichtverbundenheit. Ich weiß und mir ist vollkommen bewusst, dass ich nicht mit der ganzen Welt übereinzustimmen brauche oder dass ich mit jedem Menschen befreundet sein muss. Jeder Mensch ist einzigartig und deshalb treffe ich im Leben auch auf Personen, die ich nicht mag. Hier zeige ich selbstverständlich Toleranz, meistens verbunden mit Zurückhaltung.
Was tun, wenn der Kollege so ganz anders ist als ich?
Mein Bewusstsein stimmt nie mit dem des Anderen überein. Die Realität meines Kollegen ist eine ganz andere als meine. Es ist anstrengend und führt zu keinem Ergebnis, wenn ich nun anfange dem Kollegen gefallen zu wollen oder versuche ihn zu verstehen. Außerdem kommt hinzu, dass ich es gar nicht will. Wenn mir der Kollege menschlich und auf der sozialen Ebene egal ist, dann spare ich mir die Mühe. Ich gehe professionell beruflich damit um und versuche Reibungspunkte zu reduzieren oder ganz zu vermeiden.
Versuche zu akzeptieren, dass der andere anders ist als Du selbst! Wie machst du das am besten? Stelle dir deinen Kollegen gedanklich vor, rufe dir sein Bild vor dein inneres Auge, wenn du allein bist. Verabschiede dich (menschlich gesehen) von diesem Kollegen. Aber tu das so, dass du ihm alles Gute wünschst. Keine bösen Gedanken! Mehr ist an dieser Stelle nicht notwendig. Du tust dir damit selbst den größten Gefallen. So kannst du dem Kollegen wieder selbstbewusst gegenüber treten und die nötigen Überschneidungen bei seiner und deiner Arbeit viel besser bewältigen als zuvor.
Kein Mensch, weder Du noch ich, sollte sich verbiegen, verrenken, verleugnen oder klein machen für soziale Beziehungen.
Kann ich mein berufliches soziales Leben verbessern?
Der Wikipedia Artikel sagt aus, dass wir „geschädigt“ sind, wenn wir in früher Kindheit unsere sozialen Beziehungen nicht erlernen. Das klingt hart und unveränderbar, oder? Ich bin der Auffassung, dass der Mensch nicht auf Dauer geschädigt ist, sondern die Wahl hat. Was meinst du? Hast du Interesse an einem Experiment, um das Gegenteil der Wikipedia-Behauptung zu beweisen?
Unternehmen sollten also bevorzugt nach der Persönlichkeit eines Bewerbers einstellen. In erster Linie zählt der Charakter – so passt der Mensch in seiner Position am besten in das Unternehmen. Denn eine unpassende Persönlichkeit kostet das Unternehmen die meisten Verluste. Die Persönlichkeit kann ich nur von innen heraus ändern, nicht von außen durch Seminare oder Workshops. Wenn die Person sich nicht ändern möchte, hast du keine Chance sie zu ändern. Auch wenn man die Person in viele Seminare schickt.
Alles Fachliche, was benötigt wird, um die neue Position auszufüllen, kann sich der neue Mitarbeiter selbst aneignen. Dafür gibt das Unternehmen ihm die Möglichkeiten im Arbeitsalltag. Das Fachliche ist erlernbar, fast wie ein Kochrezept. Das Persönliche kann man nicht „backen“ und erst recht keine soziale Kompetenz. Diese Kompetenz kann der Mitarbeiter nur selbst entwickeln.
Mach das Experiment in deinen beruflichen sozialen Beziehungen
Kommen wir nun zum angesprochenen Experiment: Versuche in den nächsten Monaten deine beruflichen sozialen Beziehungen zu verbessern. Weiter oben im Text habe ich dir ein paar Ideen und Vorschläge zur Verfügung gestellt. Ich verspreche dir, dein berufliches Umfeld wird sich zum Positiven verändern. Du wirst dich mit anderen wohler fühlen. Du wirst dich selber wohler fühlen. Nutze die Chance dein berufliches Leben zu verändern und „leichter“ werden zu lassen.
Schreibe dir deine persönliche Bilanz auf. Wenn du magst, zeige deine Erfolge auch den anderen Lesern und mir in einem Kommentar hier.