
In den bisherigen Artikeln ging es ausschließlich um private Themen und Beziehungen. Heute möchte ich dich in die berufliche Welt entführen. Viele von uns sind in der einen oder anderen Weise beruflich eingebunden. Man verbringt viel Zeit mit Kollegen und Vorgesetzten. Manche von Euch sind in Führungspositionen und arbeiten mit Mitarbeitern, die sie motivieren möchten.
Thema: Fragenstellen im Business
Kann es blöde Fragen geben?
Welche Antwort bekomme ich auf diese Frage von dir? „Nee“, höre ich Dich sagen, „höchstens blöde Antworten“.
Und wenn ich Dich dann nochmal fragen würde: „Gibt es blöde Fragen?“ Was würdest du dann antworten? Wahrscheinlich höre ich von dir den Ausspruch: „Es gibt keine blöden Fragen, es gibt nur blöde Antworten“.
Doch können Antworten wirklich blöd sein?
Wenn ich eine – so genannte – blöde Antwort bekomme, kann es dann damit zusammenhängen, dass ich vielleicht doch eine „blöde“ Frage gestellt habe? Es gibt den weisen Spruch: „Die Frage bedingt die Antwort„. Soll heißen, dass die Frage schon den Tenor der Antwort beinhaltet.
Wenn ich eine bestimmte Antwort hören möchte, dann stelle ich meine Frage so, dass die Antwort auch entsprechend kommt.
Was hat die richtige Fragestellung mit Führungskräften zu tun?

Vor ca. 80 Jahren hat Dale Carnegie in seinem Klassiker Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden geschrieben: Führungskräfte sollten Fragen stellen statt Befehle zu geben.
Das ist vom Ansatz immer noch aktuell und passt sehr gut in die heutige Zeit der Mitarbeitermotivation, oder? Je höher die Führungskraft in der Hierarchie des Unternehmens ist, desto weniger Kollegen oder Vorgesetze hat sie. Schlechte Nachrichten werden nicht mehr im Original übermittelt. Herausfordernde Fragen kommen oben gar nicht mehr an.
Negative Informationen oder Fragen werden auf dem Weg nach oben (zu) oft gefiltert und angepasst. Die Führungskraft hat dann keine Gelegenheit ein echtes Gefühl aufzubauen, was bei den Mitarbeitern oder Kunden wirklich los ist. Notwendige Maßnahmen, die zu ergreifen wären, werden eventuell verpasst oder verhindert.
Richtige Führung mit den richtigen Fragen
Eine wirkungsvolle Methode ist es, Fragen zu stellen und auf die Antwort zu hören. Das gilt vor allem bei offenen Fragen, die weder mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Fragen geben uns die Möglichkeit, Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Fragen können als Herausforderung für den Status quo genutzt werden. Fragen helfen bei der Suche nach innovativen Ideen. Fragen helfen auf der Suche nach veränderten Herangehensweisen. In der Art und Weise der Fragestellung, verbunden mit dem Willen die Antwort zu hören, liegt eine der wichtigsten Werkzeuge für das mittlere als auch höhere Management.
Bessere Fragen stellen – wie geht das?
Des öfteren klingen Fragen wie eine Anklage, wie ein Vorwurf für die andere Seite. Das Gegenüber fängt dann meistens an, sich mit der Antwort zu verteidigen. Doch befähigende Fragen ermöglichen dem Antwortenden einen sicheren Weg des Mitteilens ohne ein Schuldgefühl. Statt der Frage: „Warum ist dieses Projekt hinter dem Terminplan?“ könntest du folgendes fragen: „Wie fühlst Du Dich mit dem Verlauf des Projekts?“ und du erhältst eine andere Art der Antwort.
Ideen für befähigende Fragen für Führungskräfte
Unterschiedliche Fragestellungen
Wie also kann ich mit anderen Fragestellungen bessere Antworten erhalten? Gerade als Führungskraft komme ich dadurch in eine bessere Position: Wichtige Informationen zur Situation zu bekommen.
Beispiele für befähigende Fragen:
- Fragen zur Klärung – „Kannst Du mir mehr dazu sagen?“
- Fragen zur Stärkung der Beziehung – statt „Hast Du die vorgegeben Ziele erreicht?“ frage „Wie klappt es diesen Monat?“
- Fragen, die kritisches Hinterfragen unterstützen – „Was wären die Ergebnisse, wenn wir weiter so machen wie bisher?“
- Fragen, die eine neue Sichtweise auf die Situation geben – „Aus welchen Gründen funktionierte diese Taktik so gut?“
- Fragen, die Innovationen ermöglichen – „In welcher anderen Art und Weise könnten wir diese Situation angehen?“
- Fragen, die Vermutungen herausfordern – „Aus welchen Gründen haben wir das bisher immer so gemacht? Ist das wirklich der beste Weg?“
- Fragen, die die Erfahrung und die Meinung des Anderen wertschätzen – „Wie sollen wir Deiner Meinung nach in dieser Situation weiter vorgehen?“
Kultur der Fragestellung
Nimm als Führungskraft aus dem bisher Gelesenem etwas mit: Führe in deinem Bereich eine Kultur ein, die das Fragenstellen erleichtert und fördert. Wahrscheinlich hattest Du zu einem früheren Zeitpunkt einen Lehrer oder Ausbilder, der sagte: „Es gibt keine blöden Fragen!“ Genau diese Meinung solltest Du in Deinem Arbeitsbereich aktiv verfolgen. In vielen Bereichen herrscht eine Angststimmung, in der keine Fragen gestellt werden dürfen. Themen sollen teilweise gar nicht ergründet werden. Damit könnte ja die Führungskraft oder deren Entscheidungen infrage gestellt werden. Das hat insgesamt negative Konsequenzen.
Lebe die Kultur der Fragen: Bitte frag‘ nach

Du, als Führungskraft, solltest deinen Mitarbeitern vorleben, dass Fragen willkommen sind, indem Du selbst Fragen stellst. Unterstütze Deine Mitarbeiter – im direkten Kontakt mit dir – Fragen zu stellen, die ihnen auf dem Herzen liegen. Lehre deinen Führungskräften, die du führst, Fragen nicht mit Defensivität oder einer herablassenden Haltung zu begegnen. Fragen sollte man mit einem offen Geist, und dem Interesse Neues daraus lernen zu können, begegnen.
Diese Atmosphäre steigert die Kultur der Kreativiät und Innovation. Diese beiden Themen möchte – meines Wissens nach – jedes Unternehmen in allen Bereichen pflegen.
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Euer Thomas